Warum echtes Wachstum im Mieterausbau beim Menschen beginnt – nicht bei der KI

Wer wie ich seit über 25 Jahren im Mieterausbau tätig ist, bewegt sich normalerweise in einer sehr greifbaren Welt: Quadratmeter, Mietpreise, Ausstattungsdetails, Zeitpläne. Doch in letzter Zeit erlebe ich immer öfter in Meetings, wie schon eine einzige, bewusst gestellte Frage einen unerwarteten Raum öffnet – einen Raum jenseits des rein Praktischen, z.B. „Was möchten die Menschen in diesen Räumen eigentlich erleben?“ oder “Wie kann ein Büro nicht nur effizient sein, sondern auch Identifikation stiften, zu einer “Heimat” werden und die Mitarbeiter stärken.” Wenn wir uns trauen, solche Fragen zu stellen, berührt das mehr als reine Funktionalität: Es geht um Werte, Visionen und menschliche Bedürfnisse, die oft unbewusst bleiben. Wenn wir die Antworten berücksichtigen, ergeben sich völlig neue Blickwinkel.
KI als Katalysator für Offenheit
Interessanterweise beschränkt sich diese Ebene nicht allein auf die künftigen Nutzer der Flächen. Auch wir selbst als Planer, Architekten und Projektverantwortliche stehen vor der Herausforderung, unsere eigene Intuition ernst zu nehmen. Eine KI kann uns zwar Layout-Vorschläge liefern oder Energieverbräuche prognostizieren – doch das Gespür für das, was sich stimmig anfühlt, wohnt in uns. Deshalb fragt z.B. manch einer während der Konzeptentwicklung: „Stimmt das mit dem überein, wofür wir als Team oder Unternehmen stehen und bekannt sind ?“ oder „Fühlt sich diese Lösung für die Mitarbeitenden gut an?“

Solche Fragen verbinden Kopf und Herz, Logik und Gefühl. Sie fordern uns heraus, technische Exzellenz und menschliche Aspekte gleichermaßen zu beachten. In der Praxis führt das oft zu wegweisenden Ideen: flexible Arbeitswelten mit Rückzugsorten für konzentriertes Arbeiten und gleichzeitig offene Zonen für spontanen Austausch. Oder wie gerade bei der Gestaltung unseres neuen Standorts in Düsseldorf das “nachhaltige Ernten”, wodurch wir nicht nur die Umwelt schonen, sondern, was sich auch gut anfühlt.
Die Gefahr der Überschätzung
Gleichzeitig sollten wir uns davor hüten, KI oder neue Technologien zu „mystifizieren“ oder gar “anzubeten”. Die schier endlosen Möglichkeiten, die uns digitale Tools heute bieten, verführen leicht dazu, ihnen eine quasi-übermenschliche Weisheit zuzuschreiben. Doch Bewusstseinsentwicklung ist und bleibt eine zutiefst menschliche Aufgabe. Maschinen können uns Daten liefern oder dabei unterstützen, Routinen zu automatisieren, aber das innere Wachstum – das Hinterfragen eigener Motive, das Reflektieren von Denk- und Fühlmustern – kann uns keine KI abnehmen. Wer in einem Projektplanungs-Meeting plötzlich innehält und fragt: „Warum wollen wir das eigentlich so?“ stößt nicht nur Entscheidungsprozesse an, sondern oft auch einen Prozess der Selbstreflexion. Das stärkt sowohl das individuelle Bewusstsein als auch den Zusammenhalt im Team. Ich selber erlebe nun schon seit Jahren, wie dieser alltägliche Prozess der Bewusstseins-Reflektion heilsam ist, persönliche Orientierung gibt und neue Kraftquellen offenbart.

Tiefgang durch Fragen
In einer Branche, die traditionell von technischen Parametern geprägt ist, entfaltet das bewusste Fragenstellen eine besondere Kraft. Es erinnert uns daran, dass Gebäude immer in Beziehung zu den Menschen stehen, die sie nutzen – und diese Beziehung ist mehr als bloße Zahlen und Fakten. Indem wir lernen, unsere Intuition zu beachten und über den reinen Nutzen hinauszufragen, schaffen wir Räume, in denen sich Menschen nicht nur aufhalten, sondern sogar aufblühen. Die spirituelle Komponente lässt sich dabei auch als „Bewusstheit-Faktor“ verstehen: Mit jeder Frage, die wir stellen, wachsen wir an Einsicht und Verantwortung. So wird aus jedem Projekt im Mieterausbau ein Ort bewusster Gestaltung – für uns selbst und für diejenigen, die dort künftig ein- und ausgehen. Herzliche Grüße von

Markus Menzinger
Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Office Group GmbH