Wie persönliche Reflexion und Intuition uns im digitalen Zeitalter leiten können
Im ersten Beitrag dieser Blog-Serie habe ich die Balance zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Intuition betont. Täglich erlebe ich, dass die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz (KI) uns unglaubliche Möglichkeiten bieten. Doch ich glaube fest daran, dass wir darauf achten müssen, diese Technologien als Werkzeuge zu nutzen. Wir dürfen uns nicht darauf einlassen, die Kontrolle über unser Leben an sie abzugeben. Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf möchte ich nun tiefer in das Thema Selbstreflexion und Intuition eintauchen. Lassen Sie uns untersuchen, wie wir unsere innere Stimme in einer zunehmend technisierten Welt (wieder neu) stärken können, um den großen aktuellen Herausforderungen unserer Zeit Paroli zu bieten.
Die innere Stimme in einer technisierten Welt
Die meisten von uns sind in einer vom Denken rationell geprägten Kultur aufgewachsen. Wir sind durch Erziehung und Schulbildung geprägt von der Überzeugung, dass uns allein unser Verstand die Schlüsselkompetenz zum Verständnis der Welt gibt. Logik und Analyse setzen wir als bewährte berufliche Instrumente ein, um das Leben um uns herum in allen Facetten zu verstehen und gegenseitig zu erklären. Alle persönlichen Wahrnehmungen oder gar Gefühle hingegen werden skeptisch gesehen und als subjektive Blickwinkel verworfen. Das Ergebnis: In einer Gesellschaft, die Fakten, Zahlen und andere messbare Details für relevant hält, haben wir den Zugang zu unserer inneren Stimme verloren.
Ein praktisches Beispiel zur Erläuterung: Denken Sie bitte an die Zeiten zurück, als Navigations-Systeme noch nicht so weit verbreitet waren, wie heutzutage. Viele Menschen – ich oute mich hier als Babyboomer – nutzten damals noch Straßenkarten, um ans Ziel zu kommen. War das Kartenmaterial aber veraltet oder gab es eine Umleitung, war es das Bauchgefühl und unsere Intuition, wodurch wir die richtige Abzweigung trotzdem finden konnten. Ich bedauere, dass wir diese früher weit verbreitete Kompetenz aufgegeben haben. Denn heute verlassen sich fast alle vollständig auf die GPS-Technologie. Doch was passiert, wenn das GPS ausfällt? Plötzlich müssen wir uns wieder auf unsere eigene Wahrnehmung und unsere Intuition verlassen – Fähigkeiten, die wir oft vernachlässigt haben.
Ich vermute, den wenigsten ist klar, dass die erlebte Realität keineswegs eine feste empirische Größe ist. Das Gegenteil ist der Fall. Auf den Punkt gebracht: Unser Gehirn erschafft sich eine eigene Realität. Denn das Gehirn erzeugt unentwegt Projektionen, die wir dann für wirklich halten und die wir durch Wiederholung zementieren. So entsteht eine rein subjektive Normalität. Allmählich stellt sich Routine im Umgang mit dieser selbst erzeugten Wirklichkeit ein, bis wir sie nicht mehr hinterfragen. Zugespitzt formuliert werden wir dadurch zu „roboter-gleichen Automaten“, die nur innerhalb der Grenzen eines festgelegten Programms agieren und ausschließlich festen Strukturen folgen können.
Die Rolle der Intuition in der Ära der künstlichen Intelligenz
Mit dieser Analyse unserer Entwicklung wollen wir jetzt auf unsere praktischen Optionen schauen, um gegenzusteuern. Denn mitten in der fortschreitenden Digitalisierung und den beeindruckenden Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz stellt sich die Frage, wie diese Technologien unser weiteres Leben beeinflussen. Denn KI-gesteuerte Systeme können mittlerweile komplexe Datenanalysen durchführen. Sie können Vorhersagen treffen und sogar kreative Aufgaben übernehmen. Das klingt doch wunderbar, oder? Aber lassen Sie uns auf Details achten: Während diese Technologien unseren Alltag erleichtern, sollten wir uns fragen: Ergänzen sie unsere Fähigkeiten oder ersetzen sie unsere Talente und Erfahrungen und lassen uns dabei eindämmern und unser menschliches Potential der Selbst-Reflexion vernachlässigen?
Ein Beispiel dazu aus der Immobilienbranche: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Projektleiter. KI-gestützte Planungstools können Ihnen helfen, die Energieeffizienz zu maximieren und Kosten zu minimieren. Doch es ist die menschliche Intuition, die Ihnen innerlich sagt, dass ein bestimmtes Design oder Material besser zu den Bedürfnissen Ihrer Kunden passt, auch wenn die Daten etwas anderes nahelegen. Diese intuitive Entscheidung könnte den Unterschied zwischen einem zufriedenstellenden und einem herausragenden Projekt ausmachen. Ich glaube, dies Hören auf unsere innere Stimme sollten wir uns bewahren oder falls verloren, wieder neu entdecken.
Die Kraft der inneren Stimme
Um mich herum erlebe ich bei vielen Menschen im Alltag, die immer gleichen Gewohnheiten und den gleichen Lebens-Rhythmus. Eingefahrene Mechanismen bestimmen das Denken und Handeln. Wir reagieren, statt zu agieren. Diese Verhaltensweise – ich will sie Alltags-Trott nennen – ergibt sich, weil wir wichtige interaktive Fähigkeiten ausblenden: instinktive Wahrnehmungen beispielsweise, authentische Reaktionen oder die Kraft der Intuition. All das wurde uns biologisch als uraltes menschliches Erbe mitgegeben. Doch diese Fähigkeiten schlummern, überlagert von der antrainierten „Vorherrschaft“ des Verstandes. Er hat die Macht übernommen und diktiert die gesamten Lebensabläufe.
Immer wieder beobachte ich unterwegs zu Terminen Menschen, die getrieben, nahezu ferngesteuert wirken. Sie verhalten sich nicht wie souveräne Individuen, die ihr Leben in der Hand haben. Ich halte dies für das Symptom einer Gesellschaft, die den einzelnen Menschen und die Fülle seiner Möglichkeiten empfindlich einschränkt und ihn auf seine eigene kleine Welt konditioniert. Alles, was die Routine stört, wird dabei ausgegrenzt und abgelehnt. Wer sich aber nach innen abschottet, rational und gefühlsarm wird, verliert immer mehr den Kontakt zu seinem höheren Selbst (Körper, Geist, Seele).
Ich bin der Überzeugung, dass es hier Handlungsbedarf gibt. Gerade in Zeiten, wo uns die Digitalisierung und die Optionen der künstlichen Intelligenz mehr und mehr abnehmen wollen und könn(t)en. Denn, wer sich so isolieren läßt, verliert seine innere Freiheit, kann sich als Individuum der Welt nicht mehr öffnen und reagiert auf andere Menschen mit zunehmender Distanziertheit.
Intuition durch Reflexion entwickeln und nutzen
Als aufmerksamer Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklungen möchte ich hier – zumindest im Ansatz – benennen, wie wir unsere innere Stimme stärken und nutzen können. Denn ohne Bewusstseinsveränderung kommen wir nicht aus dieser Tretmühle heraus und bleiben vereinnahmt. Daher hier ein paar ganz praktische Tipps:
Vertrauen aufbauen: Üben Sie, kleinen intuitiven Impulsen zu folgen und beobachten Sie die Ergebnisse.
Bewusstsein schärfen: Nehmen Sie sich täglich Zeit für sich selbst, um Ihre Gedanken und Gefühle zu reflektieren.
Auf den Körper hören: Ihre körperlichen Empfindungen können Ihnen viel über Ihre emotionalen Zustände verraten.
Erfahrungen reflektieren: Denken Sie über vergangene Entscheidungen nach und analysieren Sie, wie Ihre Intuition dabei eine Rolle gespielt hat.
Innere Stimme und Technologie im Einklang
Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass innere Stimme und Technologie keine Gegensätze sein müssen. Wir können auf der einen Seite die Daten und Analysen nutzen, die uns durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz zur Verfügung stehen. Gleichzeitig können wir durch Übungen der Selbstreflexion jeden Tag neu lernen, unserer inneren Stimme zu vertrauen. Stellen Sie sich vor, Sie nutzen Ihre Smartwatch, um Ihre Fitnessziele zu verfolgen, hören aber auch auf Ihren Körper, wenn er Ruhe braucht. Diese Balance zwischen äußerer Information und innerem Wissen kann zu besseren Entscheidungen und einem erfüllteren Leben führen.
In einer Welt, die immer mehr von Technologie dominiert wird, sollten wir unsere individuellen Optionen durch Selbstreflexion und Intuition wider neu entdecken. Es sind wertvolle Werkzeuge, die uns helfen, authentische und erfüllende Entscheidungen zu treffen. Im nächsten Beitrag dieser Serie will ich dazu noch mehr Einblick geben: Die Kraft der eigenen Gedanken.
Herzliche Grüße von
Markus Menzinger
Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Office Group GmbH